Janko Messner 1 Janko Messner 2 Janko Messner 3

Janko Messner

Janko Messner (Pseudonyme: Ivan Petrov, Petrov Anzej, Pokržnikov Luka, Matjaž Kropivnik), geboren 1921 in Aich/Dob bei Bleiburg/Pliberk, gestorben 2011 in Klagenfurt/Celovec. Gymnasium in Klagenfurt/Celovec, St. Paul im Lavanttal und Maribor. Studium der Slawistik in Ljubljana.

Acht Jahre Lehrertätigkeit am Gymnasium Ravne na Koroškem/Slowenien. Übersiedlung nach Klagenfurt, sechs Jahre arbeitslos. Von 1963 bis zur Pensionierung im Jahre 1981 Lehrtätigkeit am Bundesgymnasium für Slowenen in Klagenfurt/Celovec.

Janko Messner war Vorsitzender des Verbandes slowenischer Schriftsteller in Österreich (DSPA), zeitweise Redakteur und Lektor der Zeitschrift Mladje.

Er schrieb Prosa, Lyrik, dramatische Texte, Kritiken, kulturpolitische und literaturkritische Aufsätze in Slowenisch und Deutsch sowie im slowenischen Dialekt des südöstlichen Jauntales. Er veröffentlichte eine Reihe von Übersetzungen ins Slowenische und aus dem Slowenischen.

Janko Messner (Franz Zadravec)

Der Erzähler, Dichter, Dramatiker und Essayist Janko Messner ist mit dem Buch Ansichtskarten von Kärnten (1970) in seinem 50. Lebensjahr in die Kärntner literarische Szene eingestiegen. Seit damals gehört er gemeinsam mit Andrej Kokot, Gustav Januš und Florjan Lipuš zum bedeutsamen aktiven Kern dieser Literaten. Er schreibt sowohl in slowenischer als auch in deutscher Sprache, wobei er seine Texte nicht in die jeweils andere Sprache übersetzt, sondern sie vor dem kulturgeschichtlichen und politischen Hintergrund der betreffenden Sprachwelt verfaßt, also sowohl mit dem slowenisch- als auch mit dem deutsprachigen Leser unmittelbar über dessen spezifische Sprach- und Kulturerfahrung kommuniziert.
Manche seiner Texte verfaßt er zielbewußt überhaupt nur in deutscher Sprache, z.B. die polemischen offenen Briefe an österreichische politische Machthaber und Kirchenmänner oder die beiden Dramalotts Die Schülereinschreibung und Der Meldezettel. Andere Texte wieder verfaßt er gleichzeitig in beiden Sprachen, so z.B. das Kärntner Triptychon (1990), das er-offensichtlich die potentielle Lerserschaft der Region Alpe-Adria vor Augen – zusätzlich auch ins Italienische übersetzen ließ.
Thematische, inhaltliche und ästhetische Ausrichtung seiner Literatur und seiner polemischen Schriften werden vor allem bestimmt durch frühe Konfrontation mit dem Nazismus, durch die Kärntner Nachkriegssituation und durch das bewußte Verarbeiten aktueller gesellschaftlicher Widersprüche.
Messners Literatur ist ein Ausdruck der Ästhetik des Widerstandes und der realisitschen Poetik; seine philosophisch-moralische Basis ist die Wirklichkeit (nicht nur) der eigenen Volksgruppe, die er vor allem im Arbeiter, im Lohnabhängigen verkörpert sieht. Messner orientiert sich an den großen Symbolen der eigenen nationalen Literatur und Geschichte, „an Matija Gubec, am Knecht Jernej“. Er wendet sich ab vom „Ding an sich“, weil dies seiner Meinung nach in die spekulative Metaphysik führt; die reale Situation des Menschen vertrage keine Spekulation, auch nicht unter dem Titel einer literarischen „Selbstüberhöhung“. Nach seiner Beurteilung ist alles, was ist, „dem Menschen erreichbar“, auch das friedliche Zusammenleben der Völker (das Ding an sich). Die weltanschauliche Basis seiner Ethik und Ästhetik ist somit der philosophische Materialismus.
Messner akzeptiert den Menschen und die Gesellschaft nicht so, wie sie beschaffen sind, sondern attackiert sie seiner geistigen und sprachlichen Kraft entsprechend, um sie zur Selbstbetrachtung zu bewegen. Er glättet die Gegensätze nicht, sondern bringt sie zum Vorschein, ohne sie zu vereinfachen; er ist kein gutherziger Humorist, sondern ein scharfer Satiriker, ein Realist, der dennoch nicht ohne Hoffnung bleibt: er ist überzeigt, daß engagierte Literatur eine moralische Kraft ist und dazu beitragen kann, die menschliche Würde und Freiheit zu wahren (Muffiges Mehl, Bitteres Brot).
Stoffliche Grenzen sind seiner Ästhetik nicht bekannt. Auch die Politik zählt er zu den wesentlichen Daseinsbedingungen des zeitgenössischen Menschen, also auch zu den für künstlerische Bearbeitung geeigneten Formen des Lebens, wie etwa die Liebe (Drei Erfahrungen, 1976). Messners Realismus ist keine lustige vergnügliche Prosa, obwohl sie den Leser gleichzeitig unterhält. Die nationale Verbitterung mutet den Leser bisweilen auch elegisch an, wobei aber die Energie immer wieder durch Ironie, durch Skepsis und groteske Komik aufgehoben wird.
Der Fürsprecher der „Revolution der Liebe“ gebraucht die Sprache „der erniedrigten Seele“ und des „widerständischen Geistes“. Seine eigene und die Sprache jedes anderen Menschen erhebt er- Erfahrung schöpfend aus einer ethno-feindlichen Umgebung- zum Maß für Charakter, persönliche Freiheit und Würde. Die Abkehr von der Muttersprache stellt sich ihm dar als Abbau der persönlichen Einmaligkeit, Verschiedenheit und Eigenart (Über mein Verhältnis zu beiden Sprachen, 1973). Wo das slowenische Wort entwurzelt, verhöhnt wird, genau dort müsse es der Schriftsteller pflegen, bereichern- und es offen, nicht hermetisch gebrauchen. Der Europa Verlag in Wien drückt dies im Klappentext von Messners Kärntner Heimatbuch (1986) mit folgenden Worten aus: „Indem er für „seine“ heimatliche Sprache und Kultur, gegen alten und neuen Nationalismus, gegen Entwürdigung und Entrechtung schreibt, streitet er gleichzeitig für die Minderheit der Menschen in der europäischen Gesellschaft von heute.“

Franc Zadravec, 2021